Finanzen

Die Weltwirtschaft war 2023 trotz globaler Schocks und straffer Geldpolitik resilient

Die Weltwirtschaft zeigte sich 2023 trotz mehrerer globaler Schocks widerstandsfähiger als noch 2022. So lag das weltweite Risiko eines Zahlungsausfalls für Unternehmen im mittleren Bereich. Das könnte sich nun ändern.

Im Jahr 2022 wurden die Länderrisikobewertungen von Allianz Trade weitgehend von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine beeinflusst. 2023 hat sich die globale Wirtschaft trotz eines aggressiven geldpolitischen Straffungszyklus und einiger bedeutender globaler Schocks relativ gut behauptet. Allianz Trade hat deshalb die Risikobewertung von 21 Volkswirtschaften heraufgestuft, was etwa 19% des weltweiten Bruttoinlandprodukts (BIP) entspricht, und nur 4 herabgestuft. Dieser Trend ist völlig gegenläufig zum Vorjahr: 2022 hatten sich nur 8 Länderrisikobewertungen verbessert und 17 verschlechtert. In Afrika wurden die meisten Heraufstufungen vorgenommen (10), gefolgt von Europa (6). In Asien sowie Nord- und Südamerika hingegen haben sich nur für China und Uruguay die Risikoprofile verbessert.

Risiko eines Zahlungsausfalls für Unternehmen lag 2023 im mittleren Bereich

Betrachtet man den Durchschnitt aller Länderrisikobewertungen von Allianz Trade, so liegt das weltweite Risiko eines Zahlungsausfalls für Unternehmen im Jahr 2023 leicht über 2 (mittleres Risiko) – es ist damit im Vergleich zu 2022 stabil und fast wieder auf dem Niveau von 2019. Auf regionaler Ebene liegt die durchschnittliche Risikoeinstufung für Afrika über 3 (empfindlich), während der Nahe Osten, Lateinamerika und Osteuropa (einschliesslich Russland) noch knapp unter 3 (empfindlich) rangieren. Der asiatisch-pazifische Raum wird mit leicht über 2 (mittel) bewertet, Westeuropa und Nordamerika liegen nahe bei 1 (niedrig). Die erste Ausgabe des Country Risk Atlas von Allianz Trade bewertet die wirtschaftlichen, politischen und ESG-Faktoren, die das Zahlungsausfallrisiko von Unternehmen in 83 Ländern beeinflussen.

Solide Grundlagen in der Schweiz helfen, Wachstumshürden abzufedern

Die Schweizer Wirtschaft war in den vergangenen Krisenjahren widerstandsfähiger als ihre europäischen Konkurrenten und verzeichnete einen Produktionsrückgang von nur 2.3%. Die Wirtschaft erholte sich stark und erreichte bereits im ersten Quartal 2021 wieder die Grösse von vor der Pandemie, mit einem jährlichen Wachstum von 5.4% im Jahr 2021 und 2.7% im Jahr 2022. Das erste Halbjahr 2023 war mit 0.9% noch recht robust. Die Inlandsnachfrage und die gestiegenen Industrieexporte stützten das Wachstum. Die Verlangsamung der Weltwirtschaft und die geringere internationale Nachfrage nach Güterexporten drücken jedoch auf das verarbeitende Gewerbe und die damit verbundenen Exporte. Der Dienstleistungssektor zeigt jedoch eine gewisse Widerstandsfähigkeit. Darüber hinaus wird der private Konsum durch die solide Arbeitsmarktlage strukturell gestützt. Die Arbeitslosigkeit wird bis 2025 auf einem niedrigen Niveau von 2% bis 2.5% bleiben, und die hohen Ersparnisse der privaten Haushalte dürften dazu beitragen, die negativen Auswirkungen auf die Ausgaben abzufedern.

«Der Schweiz ist es gelungen, die Inflation aufgrund des starken Schweizer Frankens, der die Kosten für importierte Waren und Dienstleistungen gesenkt hat, in Schach zu halten», erläutert Jan Möllmann, CEO Allianz Trade Switzerland. «Weitere Faktoren sind ein günstigerer Energiemix, da die Stromnachfrage fast vollständig durch Wasser- und Kernkraft gedeckt wird, der höchste Anteil an regulierten Preisen in Europa und ein im Vergleich zu anderen Ländern geringeres Gewicht von Energie und Lebensmitteln im Verbraucherpreisindex. Wir gehen davon aus, dass die Inflation im Jahr 2024 auf 1.6% und im Jahr 2025 auf 1.2% zurückgehen wird.»

Rahmenbedingungen für Unternehmen in der Schweiz sind sehr gut

Die Schweiz schneidet in den Bereichen Regulierungsqualität, Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung sehr gut ab. Die Schweiz verfügt über eine gut ausgebildete Erwerbsbevölkerung. Sie nimmt unter den anderen OECD-Ländern mit hohem Einkommen einen Spitzenplatz ein.

Kurzfristiges Finanzierungsrisiko ist gering

Insgesamt zeigen die Indikatoren, dass das kurzfristige Finanzierungsrisiko dank der soliden Entwicklung der öffentlichen Finanzen mit einem ausgeglichenen Haushaltssaldo und einer Staatsverschuldung von unter 40% des BIP im Jahr 2023 gering ist. Der Leistungsbilanzsaldo der Schweiz hat sich seit Covid-19 erholt und erreichte 2023 8%. Die einseitige Abschaffung der meisten Importzölle auf fast alle Industriegüter ab Januar 2024 wird die Bundeseinnahmen schätzungsweise um 0.7% senken.

Die Länderrisikoprofile und Ratings finden sich im Allianz Trade Länderrisiko-Atlas.

 

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