Finanzen Märkte

Zahl der Fusionen und Übernahmen am Schweizer Markt ging 2023 zurück

Mit 484 Fusionen und Übernahmen wurden letztes Jahr 25% weniger Transaktionen als 2022 vollzogen. Damit bewegt sich die M&A-Aktivität wieder in Richtung langjähriger Durchschnitt.

Die geringere Anzahl Deals im Vergleich zu den zwei vorherigen Rekordjahren hängt primär mit den höheren Zinssätzen und der gestiegenen wirtschaftlichen Unsicherheit zusammen, wie Timo Knak, Leiter Deal Advisory von KPMG Schweiz, erklärt. Auch der starke Rückgang des Deal-Volumens um fast die Hälfte, von USD 138.5 Mrd. 2022 auf USD 72.2 Mrd. 2023 ist auffällig. Für das laufende Jahr geht KPMG Deal Advisory von einer leicht steigenden Tendenz aus.

Industriegüter-Branche zeigt die höchste Aktivität

20% aller Transaktionen fielen 2023 auf den Sektor Industriegüter, der 98 Transaktionen und ein Deal-Volumen von rund USD 6 Mrd verzeichnete. Damit verweist die Industrie erstmals seit Beginn der Coronakrise die Telekommunikations-, Medien- und Technologiebranche (TMT) auf den zweiten Platz der aktivsten Branchen auf dem M&A-Markt. Die TMT-Branche verzeichnete 2023 mit 76 Transaktionen und einem Deal-Volumen von etwas mehr als USD 1.1 Mrd. deutlich weniger Aktivität als im Vorjahr mit 124 Transaktionen und einem Volumen von fast USD 15 Mrd. An dritter Stelle folgt wie im Vorjahr die Pharma- und Life Sciences-Branche, mit 72 Deals und einem Volumen von fast USD 25 Mrd.

Private Equity-Beteiligung geht deutlich zurück

Bemerkenswert ist der geringere Anteil an Fusionen und Übernahmen mit Private Equity-Beteiligung: während Beteiligungsgesellschaften in den Vorjahren an rund einem Drittel der Transaktionen beteiligt waren, war es 2023 weniger als ein Viertel. Zudem befindet sich das Transaktionsvolumen dieser Investorengruppe mit USD 4.8 Mrd. auf dem tiefsten Stand seit zehn Jahren (Vorjahr: USD 35 Mrd.). «Viele Private Equity-Investoren haben sich im vergangenen Jahr aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes auf die Optimierung ihres bestehenden Portfolios konzentriert. Zudem waren die Preiserwartungen von Verkäufern und Käufern oft nicht deckungsgleich, was die Grundvoraussetzung eines aktiven M&A-Marktes ist», sagt Knak.

CS-Übernahme unter den bedeutendsten Schweizer M&A-Transaktionen

Mit USD 51 Mrd. des gesamten Transaktionsvolumens entfielen in 2023 rund 70% auf die zehn bedeutendsten Fusionen und Übernahmen. Am meisten öffentliche Aufmerksamkeit erregte die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Diese fällt jedoch bemessen an ihrer Grösse mit rund USD 3.5 Mrd. relativ bescheiden aus. Die grösste Transaktion war der Verkauf des Agrarunternehmens Vittera durch Glencore an den Agrarkonzern Bunge für USD 17.3 Mrd., gefolgt von der Übernahme des Biotechunternehmens Telavant durch Roche mit einem Volumen von knapp USD 7.3 Mrd. Den dritten Platz belegt Glencore, dieses Mal auf der Käuferseite für die Stahlkohledivision Elk Valley Resources von Teck Resources für rund USD 6.9 Mrd. Diese Transaktion erfolgte nach einem gescheiterten Übernahmeversuch von Glencore für die gesamte Teck Resources zu Beginn des Jahres, als ein Angebot von knapp USD 31.9 Mrd. für das kanadische Bergbauunternehmen unterbreitet wurde.

Schweizer Unternehmen treten im Ausland als emsige Käufer auf

Entgegen der landläufigen Meinung, Schweizer Firmen würden zusehends von ausländischen Firmen aufgekauft werden, zeigen die Daten ein anderes Bild: Schweizer Unternehmen haben in 216 Fällen ausländische Unternehmen bzw. Unternehmensanteile erworben (45% aller Transaktionen), während ausländische Firmen in 118 Fällen Schweizer Firmen bzw. Firmenanteile übernommen haben (24% der Transkationen). Nationale Transaktionen (Schweiz/Schweiz) machten mit 86 Deals knapp einen Fünftel aller Transaktionen aus. Rund 13% aller Transaktionen sind auf ausländische Transaktionen mit Schweizer Verkäufer zurückzuführen (64 Deals).

Ausblick: IT vermehrt im Fokus bei Fusionen und Übernahmen

Für das laufende Jahr erwartet Knak, dass sowohl die M&A-Aktivität als auch das Transaktionsvolumen wieder leicht steigen werden. «M&A ist nach wie vor ein strategisch wichtiges Thema», so Knak. In den Augen des Experten wird die Komplexität bei Fusionen und Übernahmen jedoch weiter zunehmen – nicht nur aufgrund gestiegener Anforderungen bezüglich Nachhaltigkeit, sondern auch angesichts technologischer Entwicklungen. «Die IT-Landschaften der Unternehmen werden nicht zuletzt aufgrund der aufstrebenden künstlichen Intelligenz immer komplexer. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf das Transaktionsgeschäft aus», weiss Knak. «Einerseits steigt die Bedeutung der IT Due Diligence vor einer Transaktion, um Risiken wie Systemschwachstellen und Datenschutzverletzungen frühzeitig zu erkennen. Andererseits müssen die Beteiligten sowohl bei Übernahmen als auch bei Abspaltungen sicherstellen, dass der Integrations- oder Abspaltungsprozess keinen Unterbruch der kritischen Geschäftsabläufe verursacht. Ein effektives Management dieser IT-Aspekte ist daher entscheidend, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden», so sein Fazit.

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