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Die Aufhellung zum Jahreswechsel ist trügerisch

Der Raiffeisen KMU PMI ist zum Jahresende gestiegen. Die Auftragsbestände waren indes rückläufig. Entscheidend bleibt die globale Industriedynamik, und die fiel zuletzt schwach aus.

Der Raiffeisen KMU PMI ist im Dezember von 46.8 auf 50.9 Punkte gestiegen und beendete das Jahr damit oberhalb der Wachstumsschwelle von 50. «Ungeachtet des Endspurts zum Jahresende bleibt die Bilanz für 2023 aber ernüchternd, denn die Schweizer Industrie und insbesondere die KMU kamen insgesamt kaum vom Fleck», erklärt Domagoj Arapovic, Senior Economist Raiffeisen Schweiz. Wie der KMU PMI von Raiffeisen zeigt, trübte sich die Unternehmensstimmung im Vergleich zu 2022 ein, insbesondere im zweiten Halbjahr. Der einzige nationale Einkaufsmanagerindex, der ausschliesslich auf KMU basiert, notierte mehrheitlich unter der Expansionsschwelle von 50, was einem Rückgang der Geschäftsaktivität gleichkommt. «Besonders die grösseren exportorientierten KMU kamen unter Druck, da ihre Auftragspolster im Laufe des Jahres wegen der schwachen globalen Nachfrage immer mehr dahinschmolzen. Bei den kleineren meist eher inlandorientierten Betrieben war das Neugeschäft stabiler, aber auch hier nahm die Wachstumsdynamik 2023 ab», führt Arapovic aus.

Trendwende in der Industriekonjunktur erfolgte noch nicht

Der Anstieg des KMU PMI zum Jahreswechsel ist hingegen noch kein Signal für eine Trendwende in der Industriekonjunktur. Die Produktions- und die Beschäftigungskomponenten stiegen diesmal zwar deutlich über die Marke von 50. Viele der von Raiffeisen befragten Unternehmen führen den Produktionsanstieg und das höhere Arbeitsvolumen allerdings auf die geschäftige Jahreszeit zurück und sind bezüglich des weiteren Ausblicks weiter skeptisch. «Die Zurückhaltung liegt wohl darin begründet, dass der Auftragsbestand weiter sinkt. Die Auftragskomponente erholte sich im Dezember zwar von 44,8 auf 48,8 Punkte, blieb damit aber weiter unter der Expansionsschwelle von 50», weiss Arapovic.

Industriekonjunktur bleibt auch 2024 unter Druck

Gegen eine baldige weitere Aufhellung spricht laut Arapovic nicht zuletzt die schlechte Konjunkturlage im Ausland, denn in den USA und in der Eurozone blieb die industrielle Aktivität auch zum Jahreswechsel schwach. In beiden Fällen rechnet Raiffeisen zwar nicht mit einer weiteren Verschärfung der Industrierezession. Eine schnelle Erholung ist derzeit aber ebenso wenig angezeigt, denn die hohen Zinsen dürften die globale Industriedynamik weiter bremsen. Allfällige Zinssenkungen ab der Jahresmitte dürften der globalen Industriekonjunktur wie gewohnt erst mit Verzögerung positive Impulse liefern. Insgesamt erwartet Raiffeisen für die USA und die Eurozone dieses Jahr ein deutlich geringeres BIP-Wachstum. Arapovics Fazit: «Damit bleibt der Druck auf die Schweizer Wirtschaft und insbesondere die Industrie hoch.»

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